Nenad Bjelica ist Geschichte bei der Austria. Viele sagen „endlich“
„ viel zu spät“ „besser spät als nie“ – andere wiederum meinen, dass es an den
Spielern gelegen ist. Die absolute Wahrheit kenne ich ebenso wenig wie andere.
Allerdings sehe ich die Beurlaubung von Bjelica als absoluten richtigen
Schritt, etwas zu spät und werde hier in diesem Blog meine Meinung über unserem
Ex Trainer niederschreiben, denn ich komme auf folgenden Schluss: Underdogheld –
Favoritenloser!
Wir Austrianer wissen, dass unser Klub etwas ganz Besonderes
ist – das ist aber nicht nur auf positive Sachen bezogen. Die Austria ist ein
schwieriger Verein, mit dem musst du umgehen können! Die Fans sind nicht
einfach, das Umfeld ist nicht einfach und die Medienlandschaft erst recht
nicht. Man muss bei der Austria genau wissen, was man tut. Das haben in der
frühen Vergangenheit Peter Stöger, Manfred Schmid und auch ein Karl Daxbacher
gut verstanden. Den Vorteil, denn die drei Herren hatten, sie sind allesamt
Erzveilchen und wussten, was auf sie zukam. Ich will hier jetzt nicht damit
sagen, dass die drei genannten Herren es besser gemacht hätten, denn auf Hätti
Wäri Spielchen lasse ich mich nicht ein.
Nenad Bjelica ist sicherlich kein schlechter Trainer, er hat
nicht umsonst den WAC von der Regionalliga in Windeseile in die Bundesliga und
fast in die Europa League geführt. Nenad hat schon was drauf. Doch wie oben
erwähnt, muss man die Austria verstehen um dort arbeiten zu können. Und genau
daran ist Bjelica gescheitert. Hier gibt es mehrere Punkte, die ich gerne kurz
beleuchten würde:
DAS SPORTLICHE: Was mir auffiel im der kurzen Amtsperiode
des Kroaten war, dass wir als Underdog immer viel besser waren, wie als
Favorit. Einfaches Beispiel – Champions League Qualifikation! Gegen
Hafnarfjördur waren wir klarer Favorit, die Isländer müssen wir besiegen, alles
andere wäre eine absolute Farce. Und was war? Die Austria tat sich verdammt
schwer und nahm diese Hürde mit viel Glück. Dann kam Dinamo Zagreb, wo es hieß,
wir haben keine Chance und das war es mit der Champions League. Dann kam die
wohl beste Partie im Herbst von unserer Truppe und wir siegten vollkommen zu
Recht mit 2:0. Nach so einem Auswärtssieg rutscht du aber plötzlich wieder in
die Favoritenrolle. Und das Rückspiel hat von uns wohl noch niemand vergessen.
Das ganze ging im Herbst dann auch so weiter. Waren wir Favorit gegen die vermeintlichen
Kleinen ist unserer Liga, tat wir uns bis auf einige wenige positive Ausrutscher
allesamt schwer. Waren wir der Underdog, präsentierten wir uns meist viel
besser. Man denke hier an Porto oder St. Petersburg. Natürlich waren hier auch
andere Beispiele dabei, wie die 3 Spiele gegen die Dosen oder die zweifache
Untergang gegen Atletico Madrid. Doch diese Gegner waren einfach übermächtig,
das muss man so einsehen. Auch vom Spielplan merkte man immer mehr, auf was Nenad
hinaus wollte. Anfangs der Saison spielte man noch in etwas wie in der
Meistersaison. Zügig mit Zug aufs Tor und mit versuchten Überraschungsmomenten.
Am Ende agierten wir größtenteils mit hohen Bällen und viel Zufall. Bei der
gestrigen Partie fragte ich mich in der zweiten Halbzeit, wer hier Neustadt und
wer die Austria ist. Es schien, als wären die Rollen vertauscht.
DIE FORM DER SPIELER: Ein großer Zwiespalt bei den Fans
herrscht auch darum, ist es die Schuld des Trainers oder der Spieler? Klar die
formulieren „ Wenn die Spieler keine Leistung bringen, kann der Trainer nichts
dafür“ klingt schlüssig, ist für mich aber komplett falsch. Ich vergleiche das
einmal so. Wenn ich in meiner Arbeit keine Leistung bringe, ist mein Chef
gefragt dies zu Ändern oder jemanden anderen auf meine Arbeitspositionen zu
bringen, der die Arbeit besser macht. Schafft er das nicht, kriegt mein Chef
von seinem Chef einen auf dem Deckel – diese Situation kommt euch bekannt vor?
Das kann auch auf den Fußball umlegen. Der Zustand, die Form und auch die
Leistung der Spieler haben sehr wohl etwas mit dem Trainer zu tun. Klar liegt eine
Teilschuld immer auch am Spieler, doch der Trainer ist ja schließlich hier um
die Verantwortung zu tragen und die Führungskraft in der Mannschaft zu sein.
Wenn dann fast alle Spieler mit der Form stetig nach unten gehen, ein Jun
komplett von der Bildfläche verschwindet, ein Hosiner nicht einmal mehr ein
Schatten seiner selbst ist, eine stabile Abwehr plötzlich löchrig wird, ein
Holland keinen geraden Pass mehr zusammen bekommt usw, dann liegt das schon
auch am Trainer. Fallen 1-2 Spieler in der Form runter, dann sind das
Einzelschicksale, bricht eine komplette Mannschaft zusammen, hat der
Führungsstil meiner Meinung nach versagt. Aber die klare Antwort kriegen wir in
den nächsten Spielen, ob eine Besserung zu sehen ist
DER UMGANG MIT FANS UND MEDIEN: Worin war unser Meisterduo
perfekt? Im verbalen Bereich. Stöger / Schmid haben es in kürzester Zeit
geschafft, Fans – Medien – Mannschaft wieder positiv einzustimmen. Man darf
nicht vergessen, dass dies die Zeit nach Vastic war, wo wir alle am Boden
waren. Hier machte Nenad für mich gleich am Anfang einen Fehler. Er wollte alle
Motivieren mit seinen Aussagen, dass die Mannschaft wieder Meister werden wird,
doch er brachte damit nur große Erwartungen und viel Druck mit sich. Als es
dann nicht so lief, waren die ersten Kritiken natürlich gleich sehr laut. Seine
70% Aussage war hier auch nicht gerade hilfreich. Die Interviews waren auch oft
einfach unverständlich. Da verliert man das Derby 3:1 und unser Trainer war
zufrieden? Die Wutrede war zwar an und für sich recht witzig. Aber zuerst
stellt sich der Trainer vor die Spieler und dann gibt er ihnen die Schuld. Er
mag sogar mit vielen Sachen recht gehabt haben, nur mit seinen Aussagen
(vielleicht auch ein Sprachproblem seitens unseres Ex Trainers) machte er sich
mehr Feinde wie Freunde. Und diesen Mix aus meinen genannten Punkten macht nach
meiner Meinung nach die Chemie mit der Austria schlicht weg unmöglich!
DAS RESUMEE: Nenad Bjelica ist sicher ein guter Trainer. Er
hat sicher Ahnung vom Fußball und sicher auch ein Konzept. Die Chemie zur
Austria passte aber ab dem Anfang einfach nicht. Er schaffte als Underdog
Austria großes und zog in die Champions League ein und spielte eine beachtliche
Gruppenphase. Das meinte ich mit Underdogheld. Dafür können die Fans die das
wollen auch gerne stolz auf Nenad sein. Die internationalen Erfolge
überblendeten im Herbst die miserable nationale Leistung. Nach 23 Runden nur 31 Punkte, im Cup gegen
Kalsdorf gescheitert, Platz 5 und nur mehr geringe Chancen auf die Europa
League und das als Meister mit einer gleichbleibenden Mannschaft. Das ist zu
wenig. Nenad hat die Kür geschafft, aber auf das tägliche Brot vergessen. Aus
meiner Sicht kam die Entlassung zu spät. Bereits im Dezember sah man die
Formkrise sehr deutlich. Unser Vorstand versprach sich eine Verbesserung durch
eine Vorbereitung. Auch hier klingt das ganze nachvollziehbar. Aber so nahm man
einen neuen Trainer die Möglichkeit weg, selbst die Vorbereitung zu machen und
Herbert Gager darf nun mit einer niedergeschlagenen Truppe arbeiten. Aber
Fehler passieren jeden, man sollte nach vorne sehen und das Beste daraus
machen. Und wenn wir gerade bei diesem Thema sind.
DER NACHFOLGER: Herbert Gager, Erzvioletter, kennt die
Austria wie seine Westentasche. Von der Jugend bis in die Kampfmannschaft als
Trainer aufgestiegen. Herbert weiß bestimmt, was auf ihm zu kommt und was er
daraus machen muss / soll / wird. Die Frage ist nur, wie lange kann das dauern.
Ein Wunderwuzzi wird ein Gager auch nicht sein. Aber dieser bekannte
Trainereffekt könnte wirklich eintreffen. Wieder ein Beispiel. Komme ich mit
meinem Chef nicht klar, gehe ich ungern in die Arbeit. Ist das der Fall, kann
ich nicht meine beste Leistung bringen, selbst wenn ich es wollte. Bekommt man
dann plötzlich einen Chef, wo die Chemie passt, dann läuft es plötzlich viel
besser, obwohl man noch immer dieselbe Arbeit macht. Man kann nur darauf
hoffen, dass dies auch so eintrifft. Aber klar muss jeden sein, dass die
spielerische Linie nicht in einer Woche wieder zurückkommt, sondern dass dies
seine Zeit braucht. Herbert Gager hat nun ganze 5 Tage Zeit um der Mannschaft
wieder Spaß am Spielen beizubringen und ein Spielkonzept der Mannschaft einflößt.
Kommen dann die Erfolge, kommen auch wieder die schönen Spielzüge. Die
Entscheidung Herbert Gager als Cheftrainer in der Kampfmannschaft einzusetzen
begrüße ich sehr und nun habe ich auch ein besseres Gefühl. Ich wünsche hiermit
Herbert Gager alles Gute und gutes Gelingen und bitte bestätige mein Gefühl
über diese Veränderung.
Mit violetten Grüßen
Hungry
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