Sonntag, 16. Februar 2014

Nenad Bjelica: Underdogheld und Favoritenloser



Nenad Bjelica ist Geschichte bei der Austria. Viele sagen „endlich“ „ viel zu spät“ „besser spät als nie“ – andere wiederum meinen, dass es an den Spielern gelegen ist. Die absolute Wahrheit kenne ich ebenso wenig wie andere. Allerdings sehe ich die Beurlaubung von Bjelica als absoluten richtigen Schritt, etwas zu spät und werde hier in diesem Blog meine Meinung über unserem Ex Trainer niederschreiben, denn ich komme auf folgenden Schluss: Underdogheld – Favoritenloser! 

Wir Austrianer wissen, dass unser Klub etwas ganz Besonderes ist – das ist aber nicht nur auf positive Sachen bezogen. Die Austria ist ein schwieriger Verein, mit dem musst du umgehen können! Die Fans sind nicht einfach, das Umfeld ist nicht einfach und die Medienlandschaft erst recht nicht. Man muss bei der Austria genau wissen, was man tut. Das haben in der frühen Vergangenheit Peter Stöger, Manfred Schmid und auch ein Karl Daxbacher gut verstanden. Den Vorteil, denn die drei Herren hatten, sie sind allesamt Erzveilchen und wussten, was auf sie zukam. Ich will hier jetzt nicht damit sagen, dass die drei genannten Herren es besser gemacht hätten, denn auf Hätti Wäri Spielchen lasse ich mich nicht ein.
Nenad Bjelica ist sicherlich kein schlechter Trainer, er hat nicht umsonst den WAC von der Regionalliga in Windeseile in die Bundesliga und fast in die Europa League geführt. Nenad hat schon was drauf. Doch wie oben erwähnt, muss man die Austria verstehen um dort arbeiten zu können. Und genau daran ist Bjelica gescheitert. Hier gibt es mehrere Punkte, die ich gerne kurz beleuchten würde:

DAS SPORTLICHE: Was mir auffiel im der kurzen Amtsperiode des Kroaten war, dass wir als Underdog immer viel besser waren, wie als Favorit. Einfaches Beispiel – Champions League Qualifikation! Gegen Hafnarfjördur waren wir klarer Favorit, die Isländer müssen wir besiegen, alles andere wäre eine absolute Farce. Und was war? Die Austria tat sich verdammt schwer und nahm diese Hürde mit viel Glück. Dann kam Dinamo Zagreb, wo es hieß, wir haben keine Chance und das war es mit der Champions League. Dann kam die wohl beste Partie im Herbst von unserer Truppe und wir siegten vollkommen zu Recht mit 2:0. Nach so einem Auswärtssieg rutscht du aber plötzlich wieder in die Favoritenrolle. Und das Rückspiel hat von uns wohl noch niemand vergessen. Das ganze ging im Herbst dann auch so weiter. Waren wir Favorit gegen die vermeintlichen Kleinen ist unserer Liga, tat wir uns bis auf einige wenige positive Ausrutscher allesamt schwer. Waren wir der Underdog, präsentierten wir uns meist viel besser. Man denke hier an Porto oder St. Petersburg. Natürlich waren hier auch andere Beispiele dabei, wie die 3 Spiele gegen die Dosen oder die zweifache Untergang gegen Atletico Madrid. Doch diese Gegner waren einfach übermächtig, das muss man so einsehen. Auch vom Spielplan merkte man immer mehr, auf was Nenad hinaus wollte. Anfangs der Saison spielte man noch in etwas wie in der Meistersaison. Zügig mit Zug aufs Tor und mit versuchten Überraschungsmomenten. Am Ende agierten wir größtenteils mit hohen Bällen und viel Zufall. Bei der gestrigen Partie fragte ich mich in der zweiten Halbzeit, wer hier Neustadt und wer die Austria ist. Es schien, als wären die Rollen vertauscht.

DIE FORM DER SPIELER: Ein großer Zwiespalt bei den Fans herrscht auch darum, ist es die Schuld des Trainers oder der Spieler? Klar die formulieren „ Wenn die Spieler keine Leistung bringen, kann der Trainer nichts dafür“ klingt schlüssig, ist für mich aber komplett falsch. Ich vergleiche das einmal so. Wenn ich in meiner Arbeit keine Leistung bringe, ist mein Chef gefragt dies zu Ändern oder jemanden anderen auf meine Arbeitspositionen zu bringen, der die Arbeit besser macht. Schafft er das nicht, kriegt mein Chef von seinem Chef einen auf dem Deckel – diese Situation kommt euch bekannt vor? Das kann auch auf den Fußball umlegen. Der Zustand, die Form und auch die Leistung der Spieler haben sehr wohl etwas mit dem Trainer zu tun. Klar liegt eine Teilschuld immer auch am Spieler, doch der Trainer ist ja schließlich hier um die Verantwortung zu tragen und die Führungskraft in der Mannschaft zu sein. Wenn dann fast alle Spieler mit der Form stetig nach unten gehen, ein Jun komplett von der Bildfläche verschwindet, ein Hosiner nicht einmal mehr ein Schatten seiner selbst ist, eine stabile Abwehr plötzlich löchrig wird, ein Holland keinen geraden Pass mehr zusammen bekommt usw, dann liegt das schon auch am Trainer. Fallen 1-2 Spieler in der Form runter, dann sind das Einzelschicksale, bricht eine komplette Mannschaft zusammen, hat der Führungsstil meiner Meinung nach versagt. Aber die klare Antwort kriegen wir in den nächsten Spielen, ob eine Besserung zu sehen ist

DER UMGANG MIT FANS UND MEDIEN: Worin war unser Meisterduo perfekt? Im verbalen Bereich. Stöger / Schmid haben es in kürzester Zeit geschafft, Fans – Medien – Mannschaft wieder positiv einzustimmen. Man darf nicht vergessen, dass dies die Zeit nach Vastic war, wo wir alle am Boden waren. Hier machte Nenad für mich gleich am Anfang einen Fehler. Er wollte alle Motivieren mit seinen Aussagen, dass die Mannschaft wieder Meister werden wird, doch er brachte damit nur große Erwartungen und viel Druck mit sich. Als es dann nicht so lief, waren die ersten Kritiken natürlich gleich sehr laut. Seine 70% Aussage war hier auch nicht gerade hilfreich. Die Interviews waren auch oft einfach unverständlich. Da verliert man das Derby 3:1 und unser Trainer war zufrieden? Die Wutrede war zwar an und für sich recht witzig. Aber zuerst stellt sich der Trainer vor die Spieler und dann gibt er ihnen die Schuld. Er mag sogar mit vielen Sachen recht gehabt haben, nur mit seinen Aussagen (vielleicht auch ein Sprachproblem seitens unseres Ex Trainers) machte er sich mehr Feinde wie Freunde. Und diesen Mix aus meinen genannten Punkten macht nach meiner Meinung nach die Chemie mit der Austria schlicht weg unmöglich!

DAS RESUMEE: Nenad Bjelica ist sicher ein guter Trainer. Er hat sicher Ahnung vom Fußball und sicher auch ein Konzept. Die Chemie zur Austria passte aber ab dem Anfang einfach nicht. Er schaffte als Underdog Austria großes und zog in die Champions League ein und spielte eine beachtliche Gruppenphase. Das meinte ich mit Underdogheld. Dafür können die Fans die das wollen auch gerne stolz auf Nenad sein. Die internationalen Erfolge überblendeten im Herbst die miserable nationale Leistung.  Nach 23 Runden nur 31 Punkte, im Cup gegen Kalsdorf gescheitert, Platz 5 und nur mehr geringe Chancen auf die Europa League und das als Meister mit einer gleichbleibenden Mannschaft. Das ist zu wenig. Nenad hat die Kür geschafft, aber auf das tägliche Brot vergessen. Aus meiner Sicht kam die Entlassung zu spät. Bereits im Dezember sah man die Formkrise sehr deutlich. Unser Vorstand versprach sich eine Verbesserung durch eine Vorbereitung. Auch hier klingt das ganze nachvollziehbar. Aber so nahm man einen neuen Trainer die Möglichkeit weg, selbst die Vorbereitung zu machen und Herbert Gager darf nun mit einer niedergeschlagenen Truppe arbeiten. Aber Fehler passieren jeden, man sollte nach vorne sehen und das Beste daraus machen. Und wenn wir gerade bei diesem Thema sind.

DER NACHFOLGER: Herbert Gager, Erzvioletter, kennt die Austria wie seine Westentasche. Von der Jugend bis in die Kampfmannschaft als Trainer aufgestiegen. Herbert weiß bestimmt, was auf ihm zu kommt und was er daraus machen muss / soll / wird. Die Frage ist nur, wie lange kann das dauern. Ein Wunderwuzzi wird ein Gager auch nicht sein. Aber dieser bekannte Trainereffekt könnte wirklich eintreffen. Wieder ein Beispiel. Komme ich mit meinem Chef nicht klar, gehe ich ungern in die Arbeit. Ist das der Fall, kann ich nicht meine beste Leistung bringen, selbst wenn ich es wollte. Bekommt man dann plötzlich einen Chef, wo die Chemie passt, dann läuft es plötzlich viel besser, obwohl man noch immer dieselbe Arbeit macht. Man kann nur darauf hoffen, dass dies auch so eintrifft. Aber klar muss jeden sein, dass die spielerische Linie nicht in einer Woche wieder zurückkommt, sondern dass dies seine Zeit braucht. Herbert Gager hat nun ganze 5 Tage Zeit um der Mannschaft wieder Spaß am Spielen beizubringen und ein Spielkonzept der Mannschaft einflößt. Kommen dann die Erfolge, kommen auch wieder die schönen Spielzüge. Die Entscheidung Herbert Gager als Cheftrainer in der Kampfmannschaft einzusetzen begrüße ich sehr und nun habe ich auch ein besseres Gefühl. Ich wünsche hiermit Herbert Gager alles Gute und gutes Gelingen und bitte bestätige mein Gefühl über diese Veränderung.

Mit violetten Grüßen

Hungry

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