Sonntag, 31. August 2014

Die psychologische Krise in Violett



Eine Nacht als Tabellenletzter. Lange ist es her. Das letzte Mal war das in der Saison 2006/07 der Fall. Und es war keine schöne Nacht. Gestern fühlte ich mich deprimiert, stocksauer, frustriert usw. Nach einer sehr unruhigen Nacht fühle ich mich heute eher leer und kraftlos. Wie konnte das passieren, was ist das Problem, woran liegt es, dass die Austria derzeit der Lieblingsgegner in der österreichischen Bundesliga ist? Und was kann man machen? In diesen Blog werde ich einfach mal versuchen, meine Gedankenwelt aufs Papier zu bekommen.

Faktor Psychologie!

Hat die Austria keine Qualität? Nein, an dem liegt es nicht. Wir kennen die meisten Spieler, wir wissen was sie können, wir haben es schon gesehen. Mit dem Kader was wir haben, müssten wir aktuell eigentlich die WAC Rolle innehaben. Doch warum ist das nicht so? Warum hat man stattdessen die Rolle von Wiener Neustadt? Für mich ist die Sache klar, es spielt sich nicht in den Beinen oder in der Laufarbeit ab, sondern im Kopf. Wir wissen alle noch, was in den letzten 3 Runden der letzten Saison passiert ist. Man verabsäumte es mit einem Mann mehr den Sieg in Innsbruck zu holen und die Europa League zu fixieren, dann verlor man das direkte Duell gegen Grödig und man versaute das Finale gegen Sturm. Die Stimmung war da schon im Keller. Doch schlimmer geht’s immer. Es kam ein neuer Trainer, ein paar neue Spieler, ein neues System, eine neue Philosophie. Es sollte alles besser werden. Es startete auch gut, mit einen glatten 6:0 Kantersieg im Cup gegen die Vienna. Damals wurde das System von Baumgartner noch gelobt, die Spieler selbst sagten aber schon, dass man am Boden bleiben sollte, es war nur ein Regionalligist. Im Prinzip die richtige Einstellung, vielleicht hätte man dadurch aber Selbstvertrauen holen sollen, anstatt tief zu stapeln, da es lange her ist, das man so souverän die erste Runde überstanden hat. Dann kam die Hitzeschlacht gegen Grödig, wo nicht viel lief, man aber noch einen Punkt holen konnte. Dann das Horrorspiel gegen Wolfsberg. Gleich eine Rote und dann eine 4:0 Klatsche. Das torlose Remi gegen Altach, wo man Spielbestimmend aber nicht kreativ genug war. Und so ging es immer weiter. Der richtige Knackpunkt war für mich das Derby. Man spielte „anständig“, führte 2 Mal und machte dann einen riesen Schnitzer und spielte wieder nur Remi. Der Befreiungsschlag blieb aus und meiner Ansicht nach wurde hier das letzte Stückerl Selbstvertrauen in Violett zerstört.
Was sah ich in der Südstadt? Eine motivierte Mannschaft, die nach den ersten 3 Fehlpässen alles verlor. Die Unsicherheit war zum Greifen nahe. Man eroberte einen Ball, hat den Ball in der Defensive. Die restliche Mannschaft blieb aber stur auf ihrer Position stehen und niemand bewegte sich. Klar presste dann jemand auf den Ballführenden und es kam der hohe Schlag noch vorne, der dann wieder postwenden zurückkam. Man muss es so hart sagen wie es ist, jeder hatte Angst davor, denn Ball zu bekommen, denn es könnte was schief gehen. Die Spieler überlegten viel zu lange, was sie den mit dem Ball machen sollte. Das sah man auch am Flügel. Eine Flanke aus dem Lauf heraus? Fehlanzeige. Immer nur den Ball stoppen, auf den richtigen Fuß legen und dann versuchen zu flanken. So war die Defensive des Gegners immer sortiert und die Flanke wurde meistens sogar abgefangen. Dieses Problem hatte nicht ein oder zwei Spieler, sondern die ganze Mannschaft. Einzig nach der Halbzeit zeigten sie uns ca. 10 Minuten lang, wie es gehen sollte. One Touch Fußball mit dem Zug zum Tor und auch genau da fiel auch der Anschlusstreffer. Doch dann viel man wieder ins alte Muster zurück.
Die Spieler sind auch nur Menschen und sie befinden sich derzeit in einem Teufelskreislauf. Heutzutage kann man den Medien nicht entgehen, die aktuell die Austria zerfetzten. Die Fans sind wütend, auch das kriegt man heutzutage sehr gut mit. Dann funktioniert im Spiel nichts, man ärgert sich selbst und kriegt dann gar nichts mehr zusammen. Wenn man sich die Spiele nochmals vor seinen Augen führt, erkenne ich, dass es an der Laufbereitschaft nicht fehlt. Die Spieler laufen, was sie können. Nur der Plan dahinter ist nicht erkennbar. Viel Aufwand für fast gar nichts, kein Mut zur Risiko, keiner ist bereit Verantwortung zu übernehmen und so kommt man auch in der österreichischen Bundesliga zu keinen Chancen. Und jetzt steht man nach sieben Runden da, hat 5 Punkte auf dem Konto und ist Letzter. Die Kacke ist am Dampfen, und wie es dampft. Das muss man ehrlich sagen.

Unruhe im Verein!

Ein weiterer Punkt, was erschwerend hinzu kommt, ist die weitere Unruhe im Verein. Das Thema Parits ist ein viel thematisiertes. Unser General Manager hat sehr gute Arbeit geleistet, nach der Stronach Ära, hat die Austria wieder dorthin geführt, wo sie hin gehört. Dann sind ihm Fehler unterlaufen. Meiner Meinung nach hätte man einen Jun oder auch einen Stankovic nicht abgeben dürfen. Die Neuverpflichtungen sind keine Säulen der Mannschaft, sondern Mitläufer und das Thema Rotpuller erhitzte auch wieder die Gemüter. So wird auch viel Unruhe außerhalb der Mannschaft in die Mannschaft getragen. Fakt ist, dass die Zeit von Parits sowieso abläuft und es jetzt auch nichts mehr bringt, ihn sofort abzumontieren, da die Transferzeit vorbei ist. Aber im Winter bei der nächsten Transferzeit sollte dann schon der Neue hier sein um arbeiten zu können. Auch andere Fehler wurden gemacht. Nicht nur die unnötigen Abgänge von Jun und Stankovic bringen unnötige Unruhe rein, sondern auch die Tatsache, wie man aktuell mit seinen Jugendjuwelen umgeht. Es ist ein offenes Geheimnis, welches Spiel man gerade mit Horvath und Michorl spielt. Man hat den zwei Jungs einen sehr niedrigen Vertrag angeboten, der ausgeschlagen wurde. Und nun heißt die Direktive, dass beide nicht spielen dürfen, weder Kampfmannschaft, noch Amateure, mit der Hoffnung, dass der Vertrag unterschrieben wird. Man kann als Spieler den Verein noch so gern haben, aber für ein Taschengeld spielt heutzutage kein Spieler mehr für dich. Und aktuell ist es nicht so, dass die Austria kein Geld zur Verfügung hat. Hier muss man halt vielleicht einmal etwas mehr Geld in die Hand nehmen, ordentliche Verträge anbieten und eine Investition in die Zukunft machen. Ich schätze mal, dass die anderen Spieler das auch mitbekommen und dass sicherlich kein Grund zur Freude ist. 

Der große Druck!

Wie schon erwähnt, heutzutage kann man sich kaum vor den Medienberichten schützen. Man bekommt mit, was geschrieben wird. Das macht den Druck auf die Mannschaft natürlich auch noch Größer. Dann kommt der Druck vom Vorstand auf die Mannschaft, die natürlich auch Erfolge sehen wollen und schlussendlich sind auch noch wir Fans. Wir wurden in der letzten Zeit auch sehr verwöhnt. Meister mit 82 Punkten, dann Champions League und plötzlich ist man Tabellenletzter. Klar kracht es da auch auf der Tribüne. Wir Fans sind sauer, lassen unseren Frust auch raus. Das ist alles verständlich. Ein Besuch beim Training hätte die Mannschaft motivieren sollen, funktionierte aber nicht. Dann supportete man einfach so gut es ging um die Mannschaft zu unterstützen, auch da ging der Funke nicht über. Gestern reichte es dem Fanblock dann und zeigte der Mannschaft den kompletten Frust. Absolut verständlich, aber deshalb werden die Spieler auch nicht weniger Druck verspüren. Man ist aktuell einfach in einem Teufelskreis, da raus zu kommen wird schwer. 

Ist der Trainer schuld?

Jein. Trainer Baumgartner hatte einen schlechten Start. Aber ihm jetzt die Schuld zu geben, ist auch nicht richtig. Man hört bei den Spielern auch raus, dass sie selbst sagen, dass es an ihnen liegt, dass sie sich nichts zu trauen und man aktuell die beste Taktik entwickeln könnte, das ganze aber nicht umsetzbar ist, da sich einfach niemand traut, das Risiko auf sich zu nehmen. Aber der Trainer ist Teil der Mannschaft und eine Teilschuld hat er trotzdem. Meiner Meinung nach ist aktuell nicht der Fußballkenner Baumgartner gefragt, sondern der Psychologe Baumgartner. Dass die Spieler kicken können, wissen wir. Nur aktuell muss die Brust der Spieler wieder aufgebaut werden. Und auch das ist die Aufgabe eines Trainers. Nun hat er 2 Wochen Zeit, die Mannschaft aufzurichten.

Was tun?

Nun steht man da. Tabellenletzter, 7 Runden gespielt, Fans sind sauer, Spieler sind fertig mit der Welt, im Verein brodelt es, die Presse vernichtet uns, was sollen wir nun tun? Ich bin auch nur ein Fan, hätte ich die Lösung parat für so eine Situation, hätte ich wahrscheinlich einen sehr gut bezahlten Job. Aber einige Ideen hätte ich trotzdem. Was die Austria vielleicht heuer verabsäumt hat, sind Testspiele. Siehe WAC, die spielen gegen Chelsea vor voller Hütte, auch wenn sie gegen eine C Elf gespielt haben, holten sie ein 1:1 und kriegten hier genau die Brust, die unseren Spielern fehlte. Wenn ich an die Meistersaison denke. Die ersten 2 Runden waren auch nicht überzeugend, dann spielte man gegen Mainz, holte auch ein 1:1, wo hier ein Kienast zB eine gute Partie spielte und dann siegte man überzeugend im Derby, wo ein Kienast dann groß aufzeigte. Die Zeit der Vorbereitung von Großklubs ist vorbei. Aber meiner Ansicht nach sollte man in der Pause 2-3 Testpartien gegen Unterklassigen Vereinen ausmachen und alle einmal spielen lassen. Spiel ernst nehmen, als Bundesligaspiel sehen, alles geben, Selbstvertrauen holen. Bei diesen Testspielen kann man ohne Druck aufspielen und einige Sachen versuchen. Das wäre für mich eine Variante, wie man das Selbstbewusstsein wieder wachsen lassen kann. Aber ich bin kein Trainer und kein Experte und erst Recht kein Psychologe, das ist nur ein Gedankengang von mir. Des Weiteren muss im Verein selbst Ruhe einkehren. Das Thema Sportdirektor gehört geklärt, man sollte die Verträge mit Horvath und Michorl überdenken usw. Einfach, dass es mal wieder positive Signale an Mannschaft und Fans gibt. Und die Fans, ja, das ist jetzt schwierig. Auch wir spielen mit dem Feuer, sitzen auf einem Pulverfass. Die Lage ist sehr angespannt, alle sind sauer und das vollkommen zu Recht. Doch wie handeln wir nun richtig? Unterstützen wir die Mannschaft? Machen wir einen Boykott? Wenn ja welchen? Auch hier kenne ich nicht die richtige Antwort. Bringt es was, wenn man die Ankündigung durchzieht und die erste Halbzeit beim Ried Spiel draußen bleibt? Motiviert das die Spieler, oder blockiert sie das noch mehr? Sollte man reingehen und eine gewisse Zeit nicht supporten? Das würde signalisieren, wir sind da, aber wir müssen ein Zeichen setzen. Würde das was helfen? Hilft es der Mannschaft, wenn wir keine Fetzn aufhängen? Bemerkt man das als Spieler überhaupt? Oder sollen wir einfach weiter supporten? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, denn schlussendlich bin ich auch nur ein Fan.

Vielleicht kommt die Pause jetzt zur richtigen Zeit. Die Mannschaft soll sich sammeln, wir Fans sollten uns sammeln. Nur eines ist klar, wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Holen wir gegen Ried keinen Sieg und holen uns dann vielleicht auch noch die Pflichtwatschn von den Dosen ab … dann stehen wir nach dem ersten Viertel auf dem letzten Tabellenplatz ohne Sieg. Aktuell sitzen wir auf einem Pulverfass, sollte dieser Worstcase passieren, dann würde dieses Fass explodieren. Und somit wären wir wieder beim Druck … Willkommen im Teufelskreis.

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